Turm der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche

Zeitraum: 
2017 - 2019
Ort: 
Berlin
Bauherr: 
Evangelischen Kirchengemeinde Tiergarten
Leistungen: 
Sanierung, Betonsanierung / LP 1–9
Erbaut: 
1955 - 57 / Architekt: Ludwig Lemmer

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Die Kirche mit dem Glockenturm wurde 1955 - 57 nach Plänen des Berliner Architekten Prof. Ludwig Lemmer im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 erbaut und besteht vorwiegend aus den Materialien Stahlbeton, Glas und Aluminium. Sie entstand auf den Fundamenten der durch den zweiten Weltkrieg stark beschädigten und 1953 durch Sprengung beseitigten ersten Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche. Die alte Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche war städtebaulich als entscheidender Blickpunkt in das gründerzeitliche Hansaviertel eingebunden.

Als eine der sechs Strahlen führte die Lessingstraße vom Hansaplatz aus auf den Kirchbau zu. Seit der Neuplanung des Hansaviertels ist die Lessingstraße in Teilen gar nicht mehr vorhanden bzw. nur noch als Fußgängerweg zu erahnen. Die Kirche ist zentraler Bestandteil und mit ihrem charakteristischen Turm höhendominantes und städtebauliches Merkzeichen für das Bauensemble Hansaviertel („Seelenbohrer“). Die Maßnahme umfasste die Sanierung und statische Sicherung des 66m hohen filigranen Glockenturms.Der Turm ist dreigeteilt und besteht im Wesentlichen aus einer bis zur ersten Plattform reichenden Basis mit Spindeltreppenanlage, dem Mittelteil mit Glockenanlage und dem Turmabschluss bestehend aus Turmkrone mit Turmkreuz. Die prägenden Materialien des Turmes sind Sichtbeton und Aluminium.

Die Primärstruktur des Turmes ist aus Stahlbeton und besteht aus vier sich nach oben hin im Querschnitt verkleinernden Stahlbetonstützen, welche an die überkommenen Fundamente der alten Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche angebunden sind, den Querbalken und den drei Plattformen. Die drei Plattformen befinden sich auf jeweils 32m, 44m und 51m Höhe. Die filigranen Stahlbetonstützen sind biegesteif an die Plattformen und den jeweiligen Querbalken angebunden. Die Konstruktion des Turmes steht frei und ist der Witterung ausgesetzt.An der Stahlbetonkonstruktion waren zum Teil starke Schäden zu erkennen und Betonteile lösten sich. Bei Wartungsarbeiten wurden an der Glockenanlage zudem sehr starke Schwingungsbewegungen festgestellt. Eine Resonanznähe oder gar eine Resonanz in Bezug auf die Betonkonstruktion des Turmes wurde vermutet und dementsprechend gab es in der Folge schwingungstechnische Untersuchungen. Das Läuten der Glocken II + III wurde daraufhin untersagt. Die noch wenigen originalen Oberflächen des Bauwerks zeigen, dass es in Sichtbeton geplant und ausgeführt wurde, wobei die Ausführung nicht immer heutigen Ansprüchen entspricht. Dies gilt vor allen Dingen für die zahllosen Lunker und Kiesnester im Bereich der Oberflächen. Trotz der verwendeten Bretterschalung war die Oberfläche relativ wenig strukturiert.

Diese Originalstrukturierung der Oberfläche ist bei der Instandsetzung des Turms in den 80er Jahren vollständig verändert worden. Es wurde seinerzeit zur Untergrundvorbehandlung ein vollflächiges Sandstrahlen vorgenommen, durch welches die Brettstrukturen gänzlich entfernt wurden. Die dann aufgebrachte Spachtelung ergab eine völlig andere Oberfläche. Diese Unterschiede werden deutlich, wenn man die Betonoberfläche des Turmes mit der Betonoberfläche des Kirchenschiffs vergleicht, die noch im Original vorhanden ist.